Samstag, 17. November 2012

Tour 2012/2 Scandinavien Der hohe Norden


Alta 12.09.12
Wenn man die Straße 93 von Kautokeino nach Alta fährt, kommt man aus der Hochebene von ca. 450 m bis auf Meereshöhe. Die Natur ändert sich von der kargen Gebirgslandschaft mit Flechten und Moosen, niedrigen Sträucher, Krüppelbirken innerhalb nur weniger Höhenmeter wieder in einen Wald wie wir ihn kennen. Die Farbe Grün bestimmt noch alles. Der Herbst ist hier unten noch nicht angekommen.










DasAutofahren erfordert besondere Vorsicht, da hier die Renntiere, die es zu Hauf gibt, Vorfahrt haben. Wenige Kilometer bevor man Alta erreicht, geht die Straße von einem breit gezogenen Tal über in eine canonartige Schlucht mit vielen Kurven. Da ist sie wieder Norwegens atemberaubende Natur. Neben uns fliest der Trangdalselva donnernd über viele Stromschnellen bergab in den Altaelva. Weiter unten wird der Flußlauf breiter und das Wasser wird ruhiger. Parallel zur Straße 93 führt eine Hochstraße von Alta kommend über Gargia ins Fjell. Sobald man oben ist, hat man einen weiten Blick über die Bergwelt. Von hier geht auch ein Wanderweg über 8km zum Alta Canon. Jeder der einige Tage hier verbringt, sollte diesen Weg mal auf sich nehmen. Der Ausblick in den Canon entschädigt für die anstrengende Tour. 












Genauso schön, aber nicht so anstrengend ist die Straße um den Altafjord. Der wunderschöne Ausblick auf die Berge lohnt sich vor allen bei Sonnenschein.






Wetter 15.09.12
Die Wetterdaten die ich auf mein I Pad geladen habe, verheißen für die kommenden Tage nichts Gutes. Vor der norwegischen Küste stauen sich die Wolken und ab morgen soll es so richtig wie aus Eimern schütten. 
Ursprünglich wollten wir uns heute auf den Weg in Richtung Saltstraumen, einer engen Passage wo Meerwasser durch die Gezeiten in einen Fjord herein und herausgedrückt wird, 
machen. Ich möchte dort noch angeln und einige schöne Fjellwanderungen machen. In den letzten Jahren sind wir bei Regenwetter immer über das Gebirge nach Schweden gefahren und haben das schlechte Wetter hinter uns gelassen. Diesmal möchten wir aber die E6 südwärts fahren und uns die Fjorde ansehen. Das letzte mal bin ich dort vor ca. 20 Jahren langgefahren.
Was wird uns wohl erwarten? Ich hoffe, daß sich der Wetterbericht irrt und es doch nicht so schlimm kommt. Vom Saltstraumen gibt es eine gute Querverbindung nach Schweden an die Ostseeküste Richtung Skelleftehamn. Weiter südwärts kommt noch die hohe Küste an der Ostsee ( Högakusten), bevor es dann wieder heimwärts geht.



Polarlicht 15.09.12
Es ist heute schon die zweite Nacht im hohen Norden, wo es großes Kino am Himmel gibt. Wir haben bei unseren Fahrten in den vergangen Jahren auch immer mal Nordlicht gesehen. Meist war es im Vergleich zu jetzt schwach oder am Horizont noch als Nordlicht zu identifizieren. 
Hier wesentlich weiter nördlich und dazu die höhere Sonnenaktivität in diesem Jahr bieten größere Chancen 
etwas zu sehen. So war es dann auch.



Erst langsam beginnend am nördlichen Horizont zog sich ein ganz schwaches grünes phosphorizierendes Lichtband über den Himmel. Langsam gewann es an Stärke und Kraft, so wie ich es noch nie gesehen habe. Aus diesem Lichtband fielen weitere Strahlen herab und es begann zu pulsieren. Mal sich wieder zurückziehend, um vieleicht neue Kraft zu schöpfen für einen erneuten Vorstoß. Am nördlichen Teil am hellsten, wanderte diese Helligkeit über den Himmel in Richtung Süden um sich dort weiter auszubreiten und neue strahlenförmige Lichtgebilde zu erzeugen.




Ein großer Ring aus grünem Licht, der seine Breite stetig änderte, spannte sich über den Himmel. An einigen Stellen bildeten sich die typischen Gardinen. Während dann der südliche Teil langsam abflaute begann im Norden das Schauspiel von neuen bis nach einer guten halben Stunde das Licht langsam verebbte.













On the Road E6 16.09.12


Wir verlassen Alta auf der E 6 in Richtung Süden. Die Bergketten um den Altafjord erstrahlen im Licht der Sonne. Die Birken färben sich jetzt auch in ein strahlendes Gelb und verleihen den Bergen den warmen Farbton des Herbstes. Im Schatten der aufziehenden Wolken wirkt das Wasser des Fjordes mächtiger. Die Berge spiegeln sich, durch den Wellengang, diffus im Wasser. Wehmut
steigt in mir hoch. Richtung Süden heißt nach Hause, aber noch ist es nicht so weit. Wir wollen uns noch einige Dinge anschauen. Entlang der Küste wirken die Berge noch gigantischer, als im Gebirge selber. Sie steigen aus Meereshöhe bis über 1500 m hoch. An den Berghängen ist hier in Fjordnähe mehr Grün und bildet einen sehr schönen Farbkontrast zu den gelben Birken und sich rot färbenden Stauden. Nach jeder Kurve tut sich ein neues wunderbares Bild auf. Welche Freude hier zu fahren. Je näher wir Olderdalen kommen desto mehr Gipfel haben noch Schneeflächen. Als wir Oksfjord erreichen erstreckt sich eine Gebirgskette, erinnernd an die Zinnen einer Burg, aus dem Wasser. Es ist einer diese A-HA Effekte. Bilder die man nicht erwartet und die sich dann ins Gedächtnis einbrennen.


Als wir an den Lyngenfjord kommen, tut sich eine Bergwelt auf, die alles noch top't. Schneebedeckte Gipfel, Gletscher deren Zungen ins Tal fließen und zu reißende Wasserfällen werden. Das alles zwischen den warmen Farben der Wiesen, Moose und Flechten. Und immer wieder die orange- und ockerfarbenen Sumpfgrasflächen, die unserem Auge so gut tun, weil sie uns gefallen. Alles wirkt natürlich und harmonisch. Ich sauge die Bilder in mich hinein, Angst habend etwas zu vergessen.




Im Hintergrund kann man die Berge fast nur noch erahnen









Saltstraumen 21.09.12
Der Welt größter Malstrom befindet sich in Nordnorwegen bei Bodø. Durch eine Meerenge wird durch die Gezeiten das Wasser in und aus dem Fjord gepresst. Der Strom erreicht eine Fließgeschwindigkeit von bis zu 37 km/h. Das heißt, wenn man sich das mal anders herum vorstellt, daß man mit dem Fahrrad wie ein Irrer strampeln muß, um diese Geschwindigkeit zu erreichen...









Dabei bilden sich Strudel mit Durchmessern von bis zu 10 m auf der Wasseroberfläche und an anderen Stellen wiederum entstehen Wasserberge, wo es hochgedrückt wird. Höhenunterschiede die gewaltig sind. Veranstalter bieten Bootsfahrten durch diesen natürlichen Whirlpool an. Eine Sache die ich nicht unbedingt brauche.


  
Kinder stehen mit ihren Angeln und holen Fische, einen nach dem anderen aus dem Wasser. Eine norwegische Familie kommt am Wochenende mit ihrem ca. 8 Jahre alten Steppke. Der Kleine steht auf der Klippe und angelt auch. Gar nicht lange und seine Angel biegt sich, so daß er beinahe ins Wasser fällt. Hilfesuchend zu seinem Vater blickend, gibt der ihm nur zu verstehen, daß er gefälligst den Fisch selber heraus holen soll. Nachdem er ihn bis zu Ufer gebracht hat, hilft ihm dann der Vater doch. Ein Fang zu dem ich fast neidisch blicke, denn das ist ein Großer. Auch ich habe eine beachtliche Menge herausgeholt. Ein junger Mann aus Tschechien steht neben mir und kann es gar nicht fassen, daß er in 5 Minuten 5 Seelachse hat. Wir essen uns an Fisch satt und auch unsere Hunde bekommen reichlich.


Alle sechs Stunden ändert sich die Fließrichtung und für kurze Zeit steht das Wasser still, um darauf mit neuer Kraft durch die 3 km lange und 150 m Breite zu "schießen". Auf einer Gezeitentabelle kann man schauen wann das Maximum ist.
Das Panorama mit den Berggipfeln herum macht diese Stelle einmalig.  Im Licht der untergehenden Sonne färben sich die Berggipfel erst golden und wechseln in ein tiefes Blutrot. Ein zauberhaftes Lichtspiel, das den Tag ausklingen lässt. Die Lichter der bogenförmigen Saltstraumenbrücke und die dahinter liegende Ortschaft verleihen dem Ganzen, sich dazu noch im Wasser spiegelnd, zu einer noch späteren Stunde einen besonderen Glanz.








Arjeplog 24.10.12
Großstädte im hohen Norden sind nicht unbedingt daß, was man romantisch nennt. Ich mag sie nicht. Mir liegen kleine Dörfer und Orte viel lieber. 
Arjeplog habe ich irgendwie lieb gewonnen. Eigentlich im Winter die Stadt der Autotester. Dann, wenn die großen Seen zugefroren sind, werden auf den Eisflächen neue Modelle der verschiedenen Hersteller getestet.





  Am Straßenrand vor dem Ort sehen wir die Hinweisschilder der Autofirmen und Teilehersteller.
Eine Mischung aus traditionellen Holzhäusern und Bauten aus Stein, alles zweckmäßig eingerichtet auf einen langen Winter, verleihen dem Ort einen gewissen Charme. Es gibt sie zwar auch die Webetafeln, aber hier ist alles auf eine gewisse Funktionalität ausgerichtet.



Kein Pomp, das hat, wie es scheint im hohen Norden nichts verloren. Die Kirche, das Silbermuseum und der Einkaufsladen bilden das Zentrum des Städtchens. Arjeplog liegt auf den Silvervägen. Traditionelle samische Kunst lässt sich hier im Museum              anschauen und in zwei kleinen Läden 
(vieleicht auch mehr) in der Stadt auch erwerben






   Auf dem großen Platz vor dem Museum stehen einmal in der Woche in einem Verkaufswagen zwei deutsche Frauen, die deutsche Wurstwaren verkaufen.
Sie sind ausgewandert und haben sich in Jokkmokk niedergelassen. Wir kommen schnell ins Gespräch. Sie scheinen recht zufrieden zu sein. Hier bestimmen nicht der Konsum und das Geld an erster Stelle den Alltag. Hier gilt noch der Spruch vom Haben zum Sein!!!






Anders als in Deutschland werde ich hier im hohen Norden von mir völlig unbekannten Menschen gegrüßt. Selbst wenn ich auf der Straße mit meinen zwei Malamuten und dem Trainingsroller fahre, winken mir Leute zu oder ein Betonmischerfahrer der mir entgegen kommt hebt die Hand zum Gruß. Dankbar erwidere ich die Grüße.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen